Die modernen beruftstätigen Mütter haben viel weniger Zeit für ihre Kinder als die Nur-Hausfrauen vor 40 Jahren

Erstellt von Thomas am 04. März 2003 um 20:57 Uhr

Das scheint ein unumstößliches Dogma an allen Stammtischen und Kaffekränzchen zu sein. Wenn irgendwo ein Kind Probleme macht, wissen vor allem konservative Vertreterinnen und Vertreter der älteren Generation gleich Bescheid, woran das nur liegen kann: Schuld sind die Mütter, die heutzutage arbeiten gehen anstatt, wie früher, sich rund um die Uhr im Haushalt aufzuhalten.


Eine Studie von 1995 behauptet da allerdings das Gegenteil: Die beruftstätigen Mütter des Jahres 1995 verbringen merklich mehr Zeit mit ihren Kindern als die Nur-Hausfrauen aus dem Vergleichsjahr 1961 das taten! Das liegt unter anderem an folgenden Gründen:
- Waschmaschinen, Wäschetrockner, Spülmaschinen, Staubsauger, Warmwasserleitungen, Mikrowellen usw. verkürzen Haushaltsarbeiten erheblich
- Einkaufsfahrten mit dem Auto in Einkaufszentren oder Kaufhäuser gehen schneller vonstatten als die früher üblichen langen und anstrengenden Fußgänge durch mehrere Geschäfte
- Kühlschränke und Tiefkühltruhen zwingen nicht mehr zu täglichen Einkäufen und erlauben schnellere und mühelosere Essenszubereitungen als damals
- weniger Kinder pro Familie erlauben mehr elterliche Zuwendung für jedes einzelne Kind
- man geht häufiger mit den Kindern auswärts essen


Auch der Lebensstil der Väter hat sich wesentlich geändert:
- Männer helfen mehr bei den Haushaltsarbeiten mit als 1961
- Während früher viele Männer ihren Feierabend in der Kneipe verbrachten und auch große Teile des Sonntags (samstags wurde 1961 noch meist gearbeitet!) getrennt von ihren Familien in Männercliquen verbrachten, widmen die heutigen Väter einen größeren Teil ihrer Freizeit der Familie.
Dazu kommt, dass die wöchentliche Arbeitszeit in der Regel heute kürzer ist als früher, was die intensivere Mithilfe der Männer im Haushalt und ihre längere Freizeit mit den Kindern natürlich erheblich begünstigt. Die Zeit, in der die Mutter wegen Berufstätigkeit nicht zur Verfügung steht, wird ausgeglichen durch die Zeit, in der sich der Vater um die Kinder kümmert.


Für beide Elternteile zusammengenommen gilt: Noch nie haben Väter und Mütter soviel Zeit mit ihren Kindern verbracht wie heute!


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Kommentare zu diesem Ammenmärchen (Kommentar schreiben)

  1. holger hat am 10. März 2003 um 22:15 Uhr geschrieben:
    Argwohn
    Ein _Informationsdienst des Instituts der deutschen Wirtschaft_ weckt ganz automatisch in mir einen gewissen Argwohn, wenn eine von dort stammende Studie zu belegen versucht, daß die deutsche Wirtschaft nicht an einer schlechteren Betreuung von Kindern schuld habe...

    Und dann wird darin einfach die Behauptung, beruftstätige Mütter des Jahres 1995 verbrächten merklich mehr Zeit mit ihren Kindern als die Nur-Hausfrauen aus dem Vergleichsjahr 1961 das taten, begründet mit einer Reihe von Punkten, die sachlich kaum fraglich sind (die Elektrifizierung des Haushalts hat sicherlich auch Arbeits- und Zeiteinsparung zur Folge), aber doch nur SCHEINBAR mit der mütterlichen Zuwendung für ihre Kinder zu tun haben. Eine Mutter von 1961 mußte, z.B., in aller Regel zeitaufwendig und mühsam von Hand waschen -- aber sie tat das in Gegenwart ihrer Kinder, denen sie sich durchaus dabei haben widmen können. Selbstverständlich war ihre Aufmerksamkeit und ihre aktive Beteiligung am Spiel der Kinder eingeschränkt, aber auch die berufstätige Mutter von heute ist stundenlang wenig mehr als Anwesende, Beaufsichtigende und Ansprechpartnerin beim Spiel der Kinder. Und dem Kind wird das sehr recht sein, bisweilen in Eigenregie spielen zu können.

    Wenn man die übrigen Argumente auf ähnliche Weise hinterfragt, wird kaum mehr dabei herauskommen als die (leider ziemlich unbewiesen erscheinende) Behauptung, die VÄTER (und nicht etwa die Mütter) kümmerten sich heute mehr als früher um Familie und Kinder. Das kann sein, aber man beachte die unfreiwllige Komik dahinter: Die Studie will zeigen, daß die neue, heute übliche Berufstätigkeit der Mütter ihre Qualität als Auf- und Erzieherin ihrer Kinder nicht beeinträchtigte, ihre heute durchschnittlich (auf die Anzahl aller Frauen und Mütter bezogen) längere berufliche Arbeitszeit also nicht nachteilig ist -- und heraus kommt womöglich, daß -- wenn überhaupt, vor allem -- die Väter heute mehr Zeit den Kindern widmen! Warum können sie das? Weil den Arbeitgebern in unsagbar zähen Verhandlungen und gegen ihren oft wütenden Widerstand kürzere Arbeitszeiten für die Arbeitnehmer abgetrotzt wurden. Wenn also etwas zur Verbesserung der häuslichen Erziehungssitution beigetragen hat, dann war es etwas, was den Arbeitgebern höchst unangenehm ist zuzugeben.

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