"Mens sana in corpore sano" bedeutet soviel wie: Ein gesunder Körper ist die Voraussetzung für einen gesunden Geist.
Diese bis vor wenigen Jahrzehnten als Inschrift in vielen gymnasialen Turnhallen hängenden Worte gehören wohl zu den am meisten missverstandenen klassischen Zitaten. Sie sind nämlich aus dem Zusammenhang gerissen und stellen sogar nur die zweite Hälfte eines vollständigen Satzes dar. Der römische Dichter Juvenal (ca. 60 - 140 n. Chr.) schrieb: "Orandum est ut sit mens sana in corpore sano." ("Es wäre wünschenswert, dass in einem gesunden Körper auch ein gesunder Geist wohnen möge.") Juvenal war ein Satiriker, der gesellschaftliche Vorgänge seiner Zeit spitzzüngig aufs Korn nahm. Ähnlich wie heute gab es auch in der damaligen römischen Gesellschaft eine Art von Fitness- und Bodybuilding-Wahn. Juvenal wollte mit seinem Bonmot ausdrücken, dass bei vielen der durchtrainierten Muskelmänner die geistigen Fähigkeiten nicht mit den körperlichen Kräften Schritt halten können... Und so meinte er praktisch das Gegenteil von dem, was die zusammenhanglose Verkürzung des Satzes nahelegt. Der preußisch-zackige Turnlehrer, der mit der Trillerpfeife in der Hand und dem Spruch "Mens sana in corpore sano" auf den Lippen seine Pennäler zu sportlichen Höchstleistungen antrieb, war sich also nicht bewusst, dass Juvenal mit seinem Aphorismus gerade Leute wie ihn auf die Schippe nehmen wollte.
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Kommentare zu diesem Ammenmärchen (Kommentar schreiben)
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Orodreth Seregon hat am 09. April 2003 um 23:10 Uhr geschrieben:
Jo und nee
Du hast natürlich Recht, so ist es.
Aber eine kleine Anmerkung am Rande sei gestattet : Ist Dir / Euch schon mal aufgefallen dass "glückliche / zufiedene" Menschen (mens sana) oft auch sonst äußerst gesund sind !!! (kann natürlich reiner Zufall sein, ich glaube darüber gibt es aber auch die eine oder andere Studie).
Zum Thema Sportlehrer:
Wie von Dir geschildert haben die Meisten sowieso eine Klatsche !!!
Gott sei Dank gibt es auch andere, hatte früher beide Sorten.
Nein, bin kein Antisportler eher das Gegenteil und zwar schon immer !!
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Thomas hat am 15. April 2003 um 00:22 Uhr geschrieben:
mens sana
Unter "mens sana" verstand Juvenal aber nicht "glückliche / zufriedene Menschen", sondern Menschen mit einer gewissen Intelligenz.
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Dieter hat am 15. Mai 2003 um 00:08 Uhr geschrieben:
Wahrheit und Lüge....
..waren und sind für die meisten Menschen relativ. Sie GLAUBEN, was sie glauben wollen, und das ist selten auch wahr (leider). Daher bleibt z.B. Nero auch immer der Brandstifter und Herodes der Kindesmörder, obwohl die Forschungen längst anderes belegen. Auch der berühmte Einstein hat oft und gerne bei anderen geistige Anleihen aufgenommen und dafür den Lorbeer eingestrichen.
Darum gehen die Menschen auch so gerne ins Theater und Kino und zu ähnlichem, weil sie sich gerne etwas vormachen (lassen) wollen.
Bleibt zu hoffen, daß wir uns uns in wesentlichen Teilen nicht zu sehr belügen: Dann hätten wir uns eines Tages selbst "weggelogen".
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mondspeer hat am 25. Juli 2003 um 09:06 Uhr geschrieben:
@dieter ... schick' mir doch mal die Quelle
Hi Dieter,
es würde mich sehr interessieren, die Quellenangabe zu Deiner Herodes-Aussage zu studieren.
Kannst Du mir einen Link o.ä. mailen?
Silasanya,
Mondspeer
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DerDebattant hat am 06. Januar 2004 um 21:40 Uhr geschrieben:
@Dieter: ja, mir bitte auch...
...denn ich möchte nicht, dass Du mir auch noch die Illusion vom Weihnachtsmann und der Mondlandung der Amerikaner ohne Quellen raubst.
Nero und nicht Rom anzünden...wo kämen wir denn da hin?
Und wo wir grad dabei sind:
ja, wo kommen wir denn hin wenn keiner hingeht und nachsieht WOHIN wir denn kämen, wenn wir dahin gingen wohin wir nicht gehen?
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Jeff hat am 06. Juli 2004 um 10:23 Uhr geschrieben:
Eigentlich...
Hm, also in Juvenals Satire geht es eigentlich um die Wünsche, die die Leute so an die Götter richten - und die, wenn sie erfüllt werden, nicht selten verheerende Konsequenzen haben, über die sich der Wünschende nicht klar war. Daher schließt er, daß man die Götter eigentlich um nichts bitten sollte - zumindest um nichts spezielles. Allenfalls sollte man sich einem gesunden Geist in einen gesunden Körper wünschen (in der Bedeutung 'einen gesunden Geist und einen gesunden Körper, in dem der Geist wohnt').
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arno hat am 29. Juli 2004 um 13:48 Uhr geschrieben:
Mens sana
" orandum est..... " ist ein Gerundium und bedeutet ganz wörtlich übersetzt: "Es ist ein zu Wünschendes....". In dem ursprünglich satirischen Zusammenhang würde ich den ganzen Satz folgendermaßen übersetzten:".....
"Es ist wünschbar( im Sinne von: man kann (in Gedanken ergänzt:einzig)[im Gebet den Göttern gegenüber]wünschen), dass in einem gesunden Körper ein gesunder Geist sei".
Juvenal spricht definitiv nicht im Konjunktiv.
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Bernd hat am 04. August 2004 um 09:04 Uhr geschrieben:
Die grammatikalische Erläuterung...
...und Interpretation meines geschätzten Vordenkers vom 29.07.2004 ändert nichts an der Möglichkeit, dem Satz Juvenals einen ironischen Unterton zu unterstellen.
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Werkatze hat am 04. November 2019 um 15:46 Uhr geschrieben:
Noch mehr PROPAGANDA! Davon habe ich auch schon woanders gelesen. Dem wurden einfach die Worte im Munde umgedreht.
Es ist ja auch widerwärtig zu behaupten daß nur in einem gesunden Körper ein gesunder Geist sein kann... also wer Krüppel, behindert, dick oder sonst wie krank ist oder nicht in die Gesellschaft passt hat auch einen kranken Geist
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